Blogeintrag #3: Die beiden wichtigsten Tage im Leben

Das ist keine dieser Fragen, bei der man spontan in der Schule den Arm streckt und „ich weiß es“!“ in die Stille ruft. Zugegeben: Es ist überhaupt keine Frage. Es ist nicht einmal ein Satz. Aber wenn es eine Frage wäre, dann würde sie lauten: „was sind die wichtigsten beiden Tage in Deinem Leben?“. Ich könnte mich melden. Aber das würde altklug wirken. Oder vorlaut. ich lass es. Woher soll man das denn wissen? Für mich war lange klar, dass einer davon der Tag war, an dem ich meine Frau zum ersten Mal gesehen habe. Es war an einem ihrer ersten Arbeitstage in der Firma, bei der wir damals gearbeitet hatten. Und retrospektiv kann sicher jeder für einen solchen oder ähnlichen Tag sagen „der wichtigste im Leben“. Bis dahin. Vielleicht kam dann irgendwann dann mal ein anderer Tag hinzu – vielleicht die Geburt des ersten Kindes, der man selbst bewohnen durfte (in meinem Fall ohne umzukippen). Dann hat der wichtigste Tag im Leben plötzlich einen Konkurrenten. Dieses kleine Etwas erblickte das Licht der Welt und man schwankt heute bei der Erinnerung daran zwischen unterschiedlichen aber prägenden Bildern. Es kommen weitere solcher wichtigsten Tage. Wo hört das auf? Wie viele wichtigste Tage in einem Leben kann es denn geben?

Aber ich denke, so hat jeder seine eigene Antwort auf die Frage. Für manche ist es die Geburt des Kindes und für manche die Zusage eines Medizinstudiums.

Kameraschwenk. Neulich habe ich einen ganz anderen Blickwinkel zu diesem Thema kennengelernt. Ich bin über ein Zitat von Mark Twain gestolpert. Das ist der, der auch die Geschichte von Huckleberry Finn und Tom Sawyer geschrieben hat. Das Zitat geht in etwa so: „Die beiden wichtigsten Tage in Deinem Leben sind der Tag, an dem Du geboren wurdest und der Tag, an dem Du herausfindest, warum“. Ich denke jetzt schon eine Weile darüber nach. Der erste Tag, der, an dem Du geboren wurdest, ist naheliegend, denn erst mit diesem Tag beginnt ja Dein „Ich“. Ohne diesen ersten wichtigsten Tag Deines Lebens spielt ja kein weiterer eine Rolle. Doch der zweite, der nicht so offensichtliche, ist interessant. Ich bin fest davon überzeugt, dass manche Menschen wissen, warum sie geboren wurden. Manch andere wissen es nicht. Manche werden es nie für sich herausfinden. Die sterben und deren wichtigster Tag ist dann halt irgendein anderer Tag in deren Leben gewesen. Spielt dann auch keine so große Rolle. Aber derjenige, der das für sich herausgefunden hat, für den ändert sich etwas. Ich bin der Auffassung, dass man, sobald man diesen Grund für sich gefunden hat, ein anderes Leben führt, als das vor diesem Tag. Denn ab diesem zweiten wichtigsten Tag des Lebens hat man eine Aufgabe, eine Vision, eine Mission, nennen wir es irgendwie so. Aber diese Menschen können ab diesem Moment nicht mehr anders (zumindest nicht dauerhaft), als sich dieser Aufgabe mehr und mehr zuzuwenden. Wer diese Aufgabe für sich nicht oder noch nicht gefunden hat, der kann das alles gar nicht nachvollziehen. Ist auch ok so.

Interessanterweise kann es vorkommen (und kommt auch oft vor), dass man nachdem man seinen persönlichen Grund gefunden hat, man später im Leben noch einmal dieses Gefühl hat, dass man jetzt endlich weiß, warum man geboren wurde. Und das ist auch völlig ok so. Nach dem Motto „das Bessere ist des Guten Feind“ darf es doch noch einen besseren Grund geben. Besser ist besser. Und mit einer Richtung allemal besser als ohne. Die Nussschale im Meer muss sich darum nicht sorgen. Sie treibt so dahin durch ihr Leben. Sie muss nicht wissen, warum. Wir Menschen haben aber die Chance, für uns zu erkennen – jeder individuell und einzigartig für sich – warum er da ist.

Ich habe meines gefunden. Trotzdem sind die aufgelisteten Tage oben für mich die wundervollsten gewesen, selbst wenn sie mir einzeln nicht mit auf den Weg gegeben haben, warum ich hier bin. Aber eine Hilfestellung waren sie für mich in jedem Fall.

Mach mehr draus und entwickle ein Habit für Dich

Ich wurde schon oft gefragt, wie man sein eigenes „Warum“ finden kann, den Sinn seines eigenen Lebens. Die Frage lautet dann meist so oder so ähnlich „Was ist denn der Sinn des Lebens“ und ich antworte: „Den gibt es nicht so allgemeingültig für alle Menschen. Den gibt es nur für jeden einzelnen Menschen und den kann Dir keiner für Dich sagen. Leider und zum Glück ist es Deine Aufgabe, diesen für Dich herauszufinden.“ Oft ist der Fragende dann enttäuscht. Ich kann es nicht ändern. Aber noch etwas passiert nach diesen Momenten der Enttäuschung: Es beginnt bei den meisten ein Denkprozess, der sich kaum noch stoppen lässt. Wer sich einmal diese Frage gestellt hat, der sucht offenbar nach einer Antwort. Und wenn er verstanden hat, dass ihm die keiner geben kann, dann beginnt sich das Unterbewusstsein damit zu beschäftigen. Es nimmt die Frage sozusagen mit und fortan wird es sozusagen im Hintergrund, während man so durch sein weiteres Leben läuft, nach Türen Ausschau halten, durch die man dann gehen kann. Solche Türen würde man ohne diese offene Suche des Unterbewusstseins niemals finden und man könnte nie hindurchgehen. Es reicht also schon der Wunsch, für sich eine eigene Antwort auf diese Frage finden zu wollen. Es wird.

Hier geht es um die 1. Spielregel des Lebens: Du hast noch genau X Tage zu Leben. Du entscheidest, was Du damit machst.“

Snoopy hat mal mit seinem Freund Charlie Brown am Strand und beide blickten in den Sonnenuntergang als Charlie Brown seufzend feststellte „eines Tages werden wir alle sterben“. Darauf entgegnete Snoopy „Das stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht.“ Weiser Snoopy. Aber die eigentlich wichtige Erkenntnis bleibt für viele zunächst noch verborgen. Denn es geht nicht um die Erkenntnis, dass wir alle eines Tages sterben werden, sondern um die Frage, was wir mit all den anderen Tagen machen wollen. Es sind wichtige Tage. Es sind alle, die uns noch bleiben.

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Blogeintrag #4: Es ist nicht wie es ist…Probleme? Es gibt keine Probleme

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Blogeintrag #2: Von Fakten und Meinungen. Von subjektiv zu objektiv zu objektivierbar…?