Blogeintrag #4: Es ist nicht wie es ist…Probleme? Es gibt keine Probleme
Hach, wie oft bin ich mit dieser Aussage schon angeeckt? Zu Recht und auch nicht zu Recht. Finde ich. Ich kenne keinen einzigen Menschen, der keine Probleme hat. Jeder hat welche. Ich habe welche und ich bin mir sicher, dass Du auch welche hast. Manche leiden mehr unter ihren Problemen als andere und manche tun sich leichter damit, ihre Probleme zu lösen oder anzupacken. Manche befinden, dass Probleme ok sind. Manchen bereiten sie viel Stress und Probleme machen sie ungesund und unzufrieden. Andere wiederum scheinen sehr entspannt zu sein trotz ihrer Probleme. So sind die Menschen eben verschieden. Aber ist das wirklich so? Sind die Menschen da so unterschiedlich oder wie kann sowas sein, dass alle offenbar Probleme haben aber damit unterschiedlich zurechtkommen. Und: Was ist überhaupt ein Problem? Das Internet bietet wie so oft unterschiedliche Antworten an. So steht in Wikipedia zum Beispiel folgendes: „Ein Problem (griechisch πρόβλημα próblema, deutsch ‚das Vorgeworfene, das Vorgelegte‘, „das, was [zur Lösung] vorgelegt wurde, Klippe, Hindernis“) nennt man eine Aufgabe oder Streitfrage, deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist. Ausgangssituation, Hindernis und Zielsituation müssen hierzu festgestellt werden, während der Lösungsweg offen, unbestimmt bleibt. Hindernisse, Widerstände oder Schwierigkeiten, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer Ausgangssituation in eine Zielsituation zu gelangen, sind Teil von Problemen. Im Duden heißt es „schwierige [ungelöste] Aufgabe, schwer zu beantwortende Frage, komplizierte Fragestellung“ oder wahlweise auch „Schwierigkeit“.
Wenn man sich beide Quellen mal genauer ansieht, dann geht es in allen Definitionen nicht losgelöst um das vermeintliche Problem, sondern um jemanden, der ein solches hat oder zu haben glaubt. Und plötzlich rückt die Idee, dass es gar keine Probleme gibt, ein Stück näher. Jedes Problem braucht nämlich jemanden (eine oder mehrere Personen), die der Auffassung sind, sie hätten ein Problem. Ich bin im Konjunktiv. Es geht also um eine Auffassung eines oder mehrerer Menschen. Du kannst Dich einfach hinstellen und völlig korrekt Deine eigene Auffassung vertreten. Diese kann die gleiche sein, sie kann aber auch eine andere sein. Ein Beispiel: Dass der Vater Deiner Frau gestorben ist, ist um so mehr ein Problem, je jünger Deine Frau ist und je jünger folglich ihr Vater war, der möglicherweise noch versprochen hatte, für einen Großteil Deines Hauskredits aufzukommen und Euch als junges Paar zu entlasten. Wenn Deine Frau aber schon 60 ist und ihr Vater seit Jahren mit fast 90 dement im Altersheim seinem Lebensende mehr oder weniger glücklich dahinvegetierte, dann ist dessen Ableben eine subjektive und von der Situation abhängige Betrachtungsweise, die so oder so verständlich sein mag, den Begriff „Problem“ genau deshalb aber nur mehr oder weniger rechtfertigt. Das war nur ein Beispiel. Wir können jedes beliebige andere Beispiel betrachten. Ich habe schon viele Streitgespräche dazu erlebt und selbst geführt (und auch schon einige unabsichtlich angezettelt). Ich habe mal ein recht treffendes Zitat dazu gelesen, dessen Quelle ich nicht eindeutig finden kann. Es lautet in etwa so: „Alles in der Welt ist neutral, also weder gut noch schlecht – bis wir dem eine Bedeutung geben“. Also vereinfacht: Ob etwas ein Problem ist, liegt ausschließlich an der Person, die etwas für ein Problem hält. Mit meinem besten Freund hatte ich vor einigen Jahren eben genau diese Fragestellung (ob es überhaupt Probleme gibt). Er forderte mich mit einer Frage heraus: „Willst Du sagen, dass der Klimawandel kein Problem ist?“. Ich musste dann doch etwas länger nachdenken bevor ich eine gute Antwort gefunden hatte. „In einigen Millionen Jahren wird die Sonne verglühen und lange vorher wird die Erde nicht mehr bewohnbar sein. Wir beide werden schon lange vorher nicht mehr hier sein und unsere Kinder und Enkelkinder aber auch deren Enkelkinder und sogar deren Enkelkinder werden zu Staub verfallen sein. Kein Mensch wird jemals irgendetwas dagegen tun können, ganz egal, ob wir das für ein Problem halten oder nicht. Also ist es letztendlich auch wieder nur eine subjektive Sichtweise, ob wir den Klimawandel als Problem ansehen oder nicht. Alles ist neutral. Bis wir dem eine Bedeutung beimessen.
Mach mehr draus und entwickle ein Habit für Dich
Sich selbst zu beobachten ist der Schlüssel für so ziemlich alles, was Du in Deinem Leben verändern willst. Egal zu welchem Thema. Der Umgang mit Problemen ist da nicht anders. Fange so an: Ersetze in Deiner Sprache ganz bewusst „das Problem“ mit „das vermeintliche Problem“. Damit nimmst Du dem Problem sofort das Faktische, denn wann immer Du von einem Problem sprichst, dann sagst Du Dir selbst und anderen „Das ist ein Problem“. Wenn Du von einem vermeintlichen Problem sprichst, ist die Botschaft eine andere: „kann man als Problem sehen. Aber lass mal sehen...“ Übe das eine Weile und füge dann einen weiteren Schritt hinzu, indem Du Dich bei der Verwendung des Worts „Problem“ ganz bewusst fragst: „Ist das wirklich ein Problem?“. Und dann nimmst Du Dir 20 Sekunden Zeit, bevor Du genau die gleiche Frage noch einmal stellst „Ist das wirklich wirklich wirklich so?“ Du willst dadurch ganz bewusst in Frage stellen, ob Du etwas als Problem sehen willst oder ob es nach möglichst intensiver Inspektion wirklich eines darstellt (für Dich). Diese Übung wird schon nach kurzer Zeit sowohl die Anzahl der vermeintlichen Probleme, die Du in Deinem Leben zu haben glaubst als auch die „Schwere“ der angeblichen Probleme reduzieren. Probier es aus!
Hier geht es um die 2. folgende Spielregel des Lebens: „Es ist wie es ist. Bewerten ist optional.“
Simple Idee: Wir können bewerten, müssen aber nicht. Das Bewerten einer Situation führt unweigerlich zu einer Emotion. Wir halten etwas für gut oder nicht so gut und fühlen uns danach gut oder eben nicht so gut. Jeder Emotion geht ein Gedanke voraus. Und diesen Gedanken können wir selbst wählen. Er folgt keinem Automatismus. Aber wenn jeder Emotion ein Gedanke vorausgeht und wir diesen Gedanken sozusagen „aussuchen“ können, dann können wir unsere Emotionen auch aussuchen – oder besser ausgedrückt: Wir können unsere Emotionen steuern.